Weihnachtsbrief

Extrema, 08.12.1995

1995-12-08_Weihnachtsbrief-BildFür den Weihnachtsmann – Frohe Weihnachten

Liebe Eine-Welt-Gruppe,

Wir freuen uns über jeden Bericht von euch. Es stärkt zu wissen, dass viele Leute sich für uns einsetzen, beten und von uns betroffen sind. Liebe hat ja nicht mit materieller Unterstützung zu tun. Es ist ein von einander betroffen sein. Zu wissen, dass wir, in Gott, alle Brüder sind. Dass wir zusammen in dieser einen Welt stehen. Dass wir alle ein Teil der Schöpfung sind und dadurch verbunden und also auch mitverantwortlich sind.

Du fragst nach unseren Mitarbeitern. Im Haus sind wir zu 5. Renata und ich und ein zweites Ehepaar, Louis und Antonia. Es war schwierig, sie zu finden. Fast alle ähnlichen Initiativen, wie die unsere, scheitern, weil man die richtigen Personen nicht findet. Die beiden haben schon erwachsene Kinder und keine Lebensansprüche. Sie möchten sich hingeben und können wie in einer Kommunität leben. Es ist, als ob man im Kloster einkehrt. Da gibt es keinen Unterschied zwischen Tagesaufgaben und Privatleben. Wir haben Kost und Unterkunft und Louis und Antonia ein recht kleines Gehalt. Es ist eher Arbeit für Freiwillige. Es gibt noch Maria Jose. Sie ist 27 und ist nur tagsüber da. Sie ist die einzige Angestellte. Weiter sind es Freiwillige, die aushelfen. Jungen und Mädchen, öfters nach dem Studium, die sich für unsere Arbeit einsetzen möchten. Sie kommen normalerweise für ein halbes Jahr. Öfters sind es Ausländer. Sie sollen viel Zeit und Aufmerksamkeit für die Kinder haben. Sie arbeiten und spielen zusammen. Leben und essen zusammen. Sie sind ein Teil von unserer großen Familie … auch wenn sie wieder gehen. Wir sind also offen für ein Praktikum. Aber die folgenden Regeln müssen akzeptiert werden

  1. Kein Alkohol und Zigaretten im Heim. Nie im Beisein von den Kindern.
  2. Keine Drogen
  3. Es ist eine freiwillige Arbeit, bei der es Kost und Logie gibt.
  4. Arbeitszeiten werden an den Kindern angepasst.
  5. Ein Verhalten, mit dem man immer “Vorbild” (besonders moralisch) für die Kinder ist.
  6. Auch am Wochenende bleibt man im Heim. Abends ausgehen (in der Stadt) wird als störend gesehen. Freizeit und Reisen werden miteinander abgesprochen.

Du hast uns gefragt, was wir tun mit den Kindern, mit deren Pflege wir überfordert sind. Leider kommt es vor. Nur gute Absichten reichen nicht aus. Bis jetzt haben wir 8 Kinder weiterschicken müssen. Wir haben akzeptieren müssen, dass wir nur helfen können, wenn Hilfe erwünscht ist. Ich weiß, dass man einem Kind Zeit geben muss, aber es kommt ein Punkt, wo man einsehen muss, dass “wir” nicht mehr helfen können, ohne unsere eigenen Überlebenschancen wegzunehmen. Manchmal, und das hört sich hart an, aber könnte es auch eine Entscheidung aus Liebe und Respekt sein. Ein Kind muss erfahren können, dass es mitverantwortlich ist für seine Zukunft. In diesen Fällen haben wir aber einen neuen Platz versucht (sogar einmal eine Adoption), oder wir müssen sie zurückschicken dorthin, wo wir das Kind her haben. Ich weiß, dass einige Kinder sogar zurück auf der Straße sind. Die Kinder, die wirklich aufgenommen werden möchten von unserer Familie, sind ihren Platz sicher bis sie selbständig das Leben entgegennehmen können.

Du hast gefragt, nach dem Wunsch, Kontakte zu knüpfen mit Rumänien. Da bin ich mir nicht sicher. Wenigstens in diesem Moment nicht. Wir haben viele Prioritäten und Aktivitäten, die wir gut zu Ende führen müssen.

  1. Wir versuchen den Kindern ein Gefühl zu geben “normal” zu sein. Sie gehören zu unserer Familie und sind nicht länger mehr alleine oder bedauernswert.
  2. Aufbau von Eigenwert durch Kenntnisse aus ihrer Umgebung und Fähigkeiten für die Zukunft, um die selbständigen Überlebenschancen hier in Brasilien im Agrarbereich zu erhöhen.

Es sind einfache Kinder. Sie werden leicht durcheinander gebracht. Vielleicht später, wenn die Basis gelegt ist, wäre so ein Kontakt interessant. Hoffentlich kannst du das verstehen. Wir haben holistische Ansichten. Die werden eingeleitet mittels der Natur. Nachher ist sicher Platz für Weltprobleme und gleichartige Erfahrungen.

Die Zusammenarbeit mit euren Jugendlichen wird bestimmt möglich sein. Nur ob es zeitlich zu realisieren ist bis Ende des Jahres? (Die Kinder haben jetzt Schulabschluss mit Prüfungen.) Demnächst fangen die Ferien an. Da werden wir euch mehrere Zeichnungen zuschicken. Falls es für das nächste Jahr ist, so haben wir auch Zeit übereinzukommen, welche Themen interessant sein würden.

Ich wünsche euch im Namen der Kinder frohe Weihnachten und ein ganz friedliches und hoffnungsvolles neues Jahr.

(Damit ist die Eine-Welt-Gruppe gemeint und alle, die unsere Arbeit mit unterstützt haben.)

 

Originalbrief

Brief von Oscar, Renata und Kinder

Extrema, 16.8.1995

Liebe Eine-Welt-Gruppe, lieber Dr. B.,

Gestern haben wir euren Brief bekommen. Danke für das Foto, die Informationen und die Spende. Mit eurer Arbeit und Hilfe sind fast die Kosten bezahlt von einem Kind. Ich weiß, das ist viel Geld. Die Preise sind in Brasilien aber fast höher als in Deutschland und die Bedürfnisse der Kinder sind groß. Durch falsche Ernährung und ihr vergangenes Leben ist viel zu tun, damit Spuren verschwinden. Erst hier werden die Kinder, nach vielen Jahren, wurmfrei. Mit spiritueller Hilfe, Pädagogen, Psychologen, Ärzten und viel Liebe, Geborgenheit und Geduld bekommen die Kinder wieder Glauben ans Leben. Dies nachdem sie sexuell missbraucht, brutal behandelt (ein Kind ist z.B. von seinen Eltern ins Feuer gehalten worden, weil es nicht aufhören wollte zu weinen) oder gezwungen worden sind, zu stehlen oder Drogen zu verkaufen. Ich möchte nicht übertreiben, aber ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie ein Kind mit so einer Vergangenheit sich als ein so liebes Wesen entfalten kann. Da kann man nur sagen, dass Liebe trotzdem stärker ist als Hass. Ich spüre, dass wir von allen Seiten Hilfe bekommen, besonders auch von oben! Alleine hätten wir nie solch schöne Resultate erreicht.

Ihr habt gefragt, wohin das Geld geht. Erstens für Einkäufe, im Supermarkt wird noch immer  am meisten ausgegeben, auch wenn wir eigene Milch, Butter, Brot und Käse haben. Zweitens Gehälter, es gibt insgesamt fünf Mitarbeiter im Haus und auf dem Bauernhof (ein Mindestgehalt in Brasilien liegt bei ca. 100 US $), und Transport, wir haben einen kleinen Traktor und einen Jeep von 1961, notwendig, da wir auf “unserer Insel” weit von der Stadt entfernt sind. Weiter haben wir noch immer Kosten beim Bau und Beendung der Infrastruktur, aber da verdienen wir auf dem Bauernhof schon selber das Geld. Für Studium wird noch kein großes Geld ausgegeben. Ist fast alles kostenlos, da die Kinder gerade erst anfangen (Sie sind ja noch nie zur Schule gegangen)!

Wir versuchen aber, die Kinder so viel wie möglich zum Studium zu motivieren. Wir haben viele Bücher, jeden Tag wird unter Aufsicht von Erwachsenen gelernt. Es gibt Hilfe bei den Hausaufgaben und wir haben jetzt sogar einen Computer, an dem sie spielen dürfen. Aber wichtig für die Kinder ist der Bauernhof. Hier wird gleichzeitig gelernt und gespielt. Verantwortung und das Gefühl, dass man alles erlernen kann, ist dabei sehr wichtig. In Zusammenarbeit mit dem SENAR* bekommen wir Unterricht im Agrarbereich, Handwerk und Kunst. Hier haben wir endlose Bildungsmöglichkeiten, ein anderes Gottesgeschenk. Nochmals herzlichen Dank für eure Hilfe und einen ganz lieben Gruß an Dr. B., auch von den Kindern.

Alles Liebe,

Oscar, Renata und Kinder

(*Wahrscheinlich so was wie die Volkshochschule für uns)

 

Originalbrief

Brief von Oscar, Renata und Kinder

Extrema, 20.4.1995

Liebe Renate, liebe Eine-Welt-Gruppe,

Wir haben uns wieder wahnsinnig gefreut. Erstens weil wir wissen, dass ihr noch immer weitermacht. Dass ihr die Kraft und Motivation habt, trotz Schwierigkeiten, weiter zu machen, wenn es auch in Deutschland schwierig wird.

Liebe Gruppe, eure Hilfe ist ganz wichtig für uns. Auch wenn wir mit Freiwilligen arbeiten und oft Kleidung oder andere Sachen bekommen, sind unsere Ausgaben groß.

Brasilien hat nicht nur soziale, sondern auch große wirtschaftliche Probleme im Moment. Für eine DM bekommen wir im Vergleich zum Juni 1994 ganze 40% weniger. Die gute Seite ist, dass wir gezwungen sind umzuschalten. Nicht nur sparen, sondern auch mehr Hilfe in Brasilien suchen. Dies ist aber sehr schwierig. Mit Gottes Hilfe werden wir das schaffen.

Vorläufig haben wir noch große Kosten, um die Infrastruktur aufzubauen. Werkzeuge und Material sind teuer. Aber zum Glück fängt der “Sitio” an zu produzieren. Für die Kinder sind das Land und die Tiere eine Freude. Für uns eine Hilfe zum Überleben. Wir fühlen uns sehr von euch geholfen. Da ist es nicht so wichtig wie viel ihr spendet, aber dass ihr spendet. Heute aber genauso wichtig wie morgen. Für unsere Kontinuität müssen wir kämpfen.

Weiterhin geht es uns gut. Unsere große Familie wird sich bald auf 25 Personen konsolidieren. Wir machen dann zuerst mal halt, weil die Lebensverhältnisse über alles einer Familie ähnlich bleiben müssen.

Die Kinder machen große Fortschritte. Wenn sie von der Straße von uns aufgenommen werden, wissen wir nie, ob wir wirklich helfen können. Nur wenn sie wollen und Hilfe akzeptieren, sieht man bald Besserung. Zum Glück können wir jetzt positiv voller Hoffnung von unseren Kindern reden. Langsam entfalten sie sich als normale Kinder voller Lebensfreude, Liebe und Glauben, aber auch Verantwortung und Respekt vor den Rechten anderer.

Liebe können diese Kinder nun geben, falls sie die Liebe bekommen werden. Das ist die beste Therapie um Hass, Ängste, Frustrationen, Aggressivität und Misstrauen zu beseitigen. Das ist für uns eine große Verantwortung und eine wunderschöne Herausforderung. Wir danken Gott für alle, die uns helfen, für das Wenige, das wir aufbauen dürfen und für die Arbeit, die wir mit den Kindern durchführen dürfen. Wir lernen und wachsen zusammen mit den Kindern.

Wir haben zum Glück ein Bankkonto in Deutschland eröffnen können. Da werden die Kosten durchaus weniger sein, um Spenden zu überweisen. Vielleicht auch für euch eine interessante Alternative.

Viele liebe Grüße,

Oscar, Renata und Kinder

 

Originalbrief

Weihnachten – eine Geschichte

Extrema, Weihnachten 1994

An einem Strand, nahe einem Fischerdorf, lebte einst ein Schriftsteller. Jeden Morgen ging er am Meeresufer spazieren, um sich zu inspirieren, abends blieb er zu Hause und schrieb.

Als er eines Tages am Strand entlang schlenderte, sah er eine Gestalt, die zu tanzen schien. Beim Näherkommen bemerkte er, dass es ein Jüngling war, der Seesterne, die im Trockenen lagen einen um den anderen zurück ins Wasser warf.

“Warum machst du das?” fragte er den Jüngling.
“Kannst du das nicht sehen?”, antwortete jener, “es ist Ebbe, und die Sonne steht hoch am Himmel. Sie werden trocknen und sterben, wenn sie hier in der Sonne liegen bleiben.”
“Mein Junge, es gibt tausende von Kilometern Strand auf dieser Erde und abertausende von Seesternen verteilt auf dieser. Was ändert es, einige wenige zurück ins Meer zu schmeißen, wenn  doch die meisten auf irgendeine Art und Weise verenden.”

Der Junge hob abermals einen im Sand liegenden Seestern auf, warf ihn zurück ins Meer, schaute den Schriftsteller an und sprach:
“Für diesen habe ich etwas geändert!”

In dieser Nacht konnte der Schriftsteller weder schlafen noch schreiben. Früh morgens ging er wieder an den Strand, vereinte sich mit dem Jüngling, und gemeinsam warfen sie Seesterne zurück ins Meer.

Vielen Dank für die Hilfe, frohe Weihnachten und ein friedliches 1995.

Weihnachtsbrief an die Franziskanische Basisgemeinde

Extrema, Weihnachten 1994

Liebe Margarete M., Franziskanische Basisgemeinde,

lange habt ihr nichts mehr aus Brasilien vernommen. Es geht uns aber gut. Das Heim funktioniert, es hat jetzt 18 Kinder, der Bau ist zu Ende. Wir sind glücklich über eure und Gottes Hilfe. Allein hätten wir das nie geschafft. Die Kinder sind im Alter von 6 bis 16 Jahren. Die jüngeren Kinder werden bis jetzt schnell adoptiert. Auch hier ist das Interesse an Babys groß. Die älteren Kinder bleiben zurück. Da hat das Leben tiefe Narben zurückgelassen. Da dauert es lange bevor das verlorene Vertrauen in die Welt und in die Menschheit zurück gefunden ist. Zum Glück helfen das Grün, Wasser und Berge die Energie neu zu kanalisieren. Im Heim ist viel Platz für Spiel und Aktivität. Da wird geschwommen, gepflanzt und Brot und Käse gemacht. Nach einer gewissen Zeit gibt es weniger Aggressivität und es ist mehr Platz für Friede und Harmonie. Wo gute Absichten alleine nicht ausreichen, hilft die Erfahrung uns heute die Probleme zu lösen. Dass wir ein zweites Ehepaar gefunden haben, das bereit ist, bei uns einzuziehen und die Hilfe von einem Mädchen aus Kanada und ein junger Mann aus der Schweiz haben die Situation noch verbessert.

Für eure Hilfe vielen Dank. Frohe Weihnachten und ein friedliches 1995 voller Licht und Liebe.

 

Originalbrief

Weihnachtsbrief von Oscar, Renata und Kinder

Extrema, Weihnachten 1994

Liebe Margarete, Uwe, Renate, Eva-Maria, Carola, Marion und die Kundschaft vom “Eine Welt Laden”,

glücklich stehen wir am Jahresende. Unser Heim funktioniert. 18 Kinder haben wir. Nächste Woche werden es 21 sein. Unsere Familie wächst. Wir haben jetzt ein zweites Ehepaar gefunden, das bereit ist bei uns einzuziehen. Ein Schweizer und eine Kanadierin, die beide freiwillig mithelfen, werden die Leitung für ein halbes Jahr auch noch verstärken. Die Arbeit kommt deswegen gut voran.

Die Jugendlichen sind im Alter von 6 bis 16  Jahren. Kleinkinder haben wir nur für kurze Zeit. Die werden auch hier in Brasilien schnell adoptiert. Es sind die Älteren, die zurückbleiben. Meistens weil sie schon so viel erlitten haben, das verlorene Vertrauen in die Welt und die Erwachsenen, eine ab und zu aggressive Haltung, und bestimmte Errungenschaften von der Straße, die direkt abschrecken.

Auch wenn die Außenwelt unsere Kinder als schwere Fälle bezeichnet, haben wir viel Vertrauen für die Zukunft. Unser Bauernhof bietet eine Umgebung, in der Energie gesteuert wird. Viel Grün, Wasser, Berge und Tiere motivieren die Kinder zu aufbauenden Aktivitäten. Allmählich wird Selbstvertrauen zurück gefunden. Und wir freuen uns über neugeborene Kinder, die nur spielen und die Welt erobern wollen.

Wir haben aber nicht immer Erfolg. Wir müssen einsehen, dass wir Grenzen haben. Vier Kinder haben wir weiter schicken müssen. Wir waren nicht im Stande, ohne unsere Prinzipien und unseren Familiengeist aufzugeben, ihnen zu helfen. Da ist das Wohlbefinden der ganzen Gruppe in Gefahr. Helfen können wir nur denjenigen, die Wert auf das legen, was wir zu bieten haben. Wir haben viel lernen dürfen. Dort, wo in der Vergangenheit die guten Absichten nicht ausgereicht haben, bringt jetzt die Erfahrung Lösungen. Streitereien gibt es immer, aber wir können uns heute eine harmonische und liebevolle Familie nennen.

Im allgemeinen sind die Kinder gesund. Das erste Bad und neue Kleidung machen das erste Wunder. Nach einer Weile sind die meisten auch wurmfrei. Auch wird kaum noch auf dem Kopf gekratzt. Brillenträger werden versorgt und Zähne umgebaut (Was keine leichte Aufgabe ist in einem Land, in dem mehr Zucker als Gemüse gegessen wird).

Vier Kinder haben die Begleitung eines Psychologen. Das muss noch verbessert werden. Vielleicht, dass wir in Zukunft einmal in der Woche jemanden ins Heim bekommen, es ist eine Notwendigkeit.

Ana Teresa, sie ist geistig behindert, kommt auf der Sonderschule gut voran. Die ersten Leseversuche werden schon gemacht. Viel Erfolg in der Schule haben wir leider nicht, nur vier Kinder haben das Jahr bestanden. Viele sind aber spät im Jahr in die Schule eingetreten. Das wird sich bestimmt bessern. Viele Ärzte und Rechtsanwälte werden wir aber nicht erzeugen. Muss ja auch nicht sein. Hauptsache, dass jedes Kind seine Fähigkeiten entfalten kann, die sind ja bei jedem Kind anders.

Es ist gut zu wissen, dass wir mit euch in einer Welt leben, dass es eine Verbindung gibt. Wir glauben, dass unser Heim für die kleine Gruppe wichtig ist. Sie haben jetzt eine neue Hoffnung, eine neue Zukunft, eine Familie. Dafür dass es uns gibt, müssen wir euch danken. Ohne eure Unterstützung wäre es schwierig unser Heim aufrecht zu erhalten. Im Namen der Kinder unseren herzlichen Dank, frohe Weihnachten und viel Licht, Liebe und Frieden für 1995.

Hoffentlich können wir im nächsten Jahr auch mit euch rechnen.

Oscar, Renata und Kinder

Viel Erfolg beim Verkauf.

 

Originalbrief

2. Brief von Oscar

Extrema, 11.11.1994

Liebe Margarete, Uwe, Renate, Eva Maria, Carola, Marion,

Zuerst herzlichen Dank für die zweite große Unterstützung, die ihr uns zugesagt habt.

Damit wir das Geld erhalten, frage bitte Ulff. Entweder er bringt es uns persönlich, auch wenn das ein wenig dauern würde, oder er deponiert den Betrag auf dem Konto, welches er für uns eröffnen wird.

Mit unserer Arbeit kommen wir gut voran. Es gibt jetzt ein zweites Ehepaar. Für uns eine große Hilfe. Die Begleitung der Kinder ist damit sehr verbessert.

Es braucht viel Liebe, Geduld, Toleranz und Verständnis. Die Kinder sehen nach einem Bad und neuer Kleidung aus wie alle anderen. Aber der erste Eindruck täuscht. Das Leben hat aus ihnen ängstliche, misstrauische und aggressive Wesen gemacht. Damit eine Alternative für Lügen, Schlägereien, Drogen, Diebstahl, Vandalismus und sexuellen Missbrauch aufgebaut wird, brauchen wir viel Zeit.

Liebe heilt mit der Zeit alle Wunden. Wir versuchen ein Zusammenleben aufzubauen, in dem Kinder stimuliert werden, wo es Gerechtigkeit gibt, indem es sich sicher fühlt und akzeptiert wird, wo es unterstützt wird, damit es Selbstvertrauen und Vertrauen in andere bekommt.

Wir versuchen ein Verhältnis aufzubauen, das einen Ersatz bietet für die verlorenen Eltern.

Um das zu erreichen, ist unser “Recanto São Francisco” da. Weit von der Stadt entfernt. In einer Berglandschaft. Fast wie eine Insel. Es entspricht ganz gewiss nicht der Wirklichkeit der Außenwelt. Aber das muss ja nicht sein. Hier möchten wir zeigen, dass das Leben schön sein kann. Das alles, was lebt, Wert hat und die Schöpfung ein Gottesgeschenk ist. Dass die Welt im letzten Ende so schön oder schlecht sein kann, wie wir sie selber sehen möchten.

Jede Hilfe nehmen wir mit Dank entgegen. Aber wo möglich suchen wir Patenschaften für unsere Kinder. Eure Gruppe hat mit dieser Unterstützung eine Patenschaft gewährleistet.

Bis Ende des Jahres hoffen wir einen Prospekt mit Fotos erarbeitet zu haben. Diese Prospekte werden euch bei der Werbung helfen.

Wir wünschen euch viel Erfolg mit eurem Laden. Ich hoffe, dass eure Tätigkeit zu “einem neuen Bewusstsein” beiträgt.

Alles Liebe und Gottes Segen,

Oscar.

 

Originalbrief

1. Brief von Oscar und Renata

Extrema, 1.11.1993

Liebe Frau Renate R.,

darf ich uns vorstellen? Oscar und Renata, wir führen zusammen das Waisenheim in Extrema, Brasilien.

Von Ulff B. haben wir eine Spende von 600 DM und die Zusage von weiterer Unterstützung bekommen im Namen Ihrer Gruppe. Dafür möchten wir euch ganz herzlich danken.

Was ist unser Ziel? Wir möchten brasilianische Straßenkinder aufnehmen auf unserem Bauernhof und ihnen dort eine positive Lebenseinstellung mitgeben fürs Leben.

Wo wird das stattfinden? Auf einem Bauernhof im Süden von Minas Gerais. Wir haben dort Hühner, Kühe, Pferde, Ziegen, Gänse und Fischteiche. Haben einen eigenen Gemüse- und Obstgarten und vor allem viel Grün und Wald.

Wie möchten wir das erreichen? Durch eine aktive Teilnahme am Leben auf dem Lande. Jedes Kind wird Verantwortung übernehmen, betreut ein Tier und macht mit im Gemüsegarten. Außerdem gibt es die Möglichkeit mit Holz und Stoff zu basteln, damit Fähigkeiten angelernt werden. Betreut werden sie von uns, unterstützt von mehreren Angestellten, die alle auf dem Gelände leben.

Wann geht es los? Im Dezember kommen die ersten 8 Kinder aus São Paolo. Zuerst werden wir arbeiten mit bis zu 30 Kindern. Später werden wir zusätzlich Kinder aufnehmen während der Schulferien, damit sie Urlaub und Workshops bei uns machen können.

Wir sind überzeugt, dass wir im Stande sind, sowohl die materiellen als auch emotionellen Förderungen den Kindern bieten zu können.

Wir werden sie so lange erziehen, bis sie im Stande sind ein eigenes Leben in voller Verantwortung zu übernehmen.

Unser Bauernhof ist dafür bestimmt ein sicherer und stimulierender Platz. Ich hoffe, euch damit vorläufig ein Bild geschildert zu haben. Bestimmt ist Ulff in der Lage, jede weitere Frage zu beantworten. Wenn nicht, sind wir immer bereit, weitere Informationen schriftlich zu ermitteln.

Wir fügen eine Quittung bei für eure Spende.

Mit ganz herzlichen Grüßen,

Oscar + Renata Brenninkmeijer Benke

 

Originalbrief

Allgemeiner Brief von Oscar und Cynthia

Extrema, 1993

HELFT UNS HELFEN.

Die Vereinigung “Recanto São Francisco” ist eine karikative Gemeinschaft. Es ist unser Ziel, elternlose Kinder Brasiliens zu erziehen, in einer christlich-familiären Umgebung.

Vieles ist schon aufgebaut: drei Häuschen für Angestellte, Scheune, Fischteiche, Straßen, Zäune, Obst- und Gemüsegarten.

Das Haupthaus ist fast fertig. Der erste Bauabschnitt, mit einer Kapazität von dreißig Kinder, wird Anfang des zweiten Semesters 1993 eingeweiht. Bis Ende des Jahres werden wir bis zu sechzig Kinder aufnehmen können.

Damit eine richtige Familienatmosphäre gewährleistet wird, werden zwei Ehepaare sich 24 Stunden pro Tag den Kindern widmen. Dabei werden sie unterstützt von verschiedenen Angestellten, die aber alle auf dem Gelände wohnen werden.

Wir werden Waisenkinder, ohne Familienangehörige, im Alter bis zu acht Jahren, bevorzugen.

Wir können uns vorstellen, dass in der Zukunft auch ältere Kinder oder sogar Kinder, die körperlich oder mental behindert sind, aufgenommen werden können. Das aber erst dann, wenn die Betreuung von erfahrenen Erwachsenen übernommen werden kann, damit die Gewissheit besteht, dass das Wohlbefinden der Gruppe gewährleistet ist.

Die Kinder werden, wie alle anderen aus der Gegend, in der Stadt zur Schule gehen, damit die Integrierung in die Gesellschaft gefördert wird.

Auf unserem kleinen Kinder-Bauernhof werden die Kinder ungehemmt spielen und sich entfalten können. Die verschiedenen Aktivitäten wie Holzarbeiten, Spinnen, Weben, Nähen, Stricken, Bienen und Fischkulturen werden sie dazu anregen.

Alles, was mit Liebe gemacht wird, verstärkt den Eigenwert von Kindern, die nicht immer unter den besten Umständen aufgewachsen sind. Damit wir uns ganz den Kindern widmen, und ihnen menschliche Wärme gegen können, brauchen wir Hilfe für unsere Initiative.

Besonders interessiert sind wir an “Paten”, die sich finanziell einsetzen möchten für “ihr Patenkind”, im Recanto São Francisco. Ein Beitrag von US$ 50,- pro Monat würde pro Kind eine halbe Patenschaft bedeuten. Eine ganze Patenschaft würde dementsprechend US$ 100,- kosten.

Interessierte können das Anmeldeformular ausfüllen und uns zusenden ohne weitere Verpflichtungen. Ihre Spenden können Sie überweisen auf unser Konto. Ihre Unterstützung nehmen wir liebevoll entgegen.

Herzlichen Dank,

Oscar und Cynthia

 

Originalbrief

Erstes Schreiben der Eine-Welt-Gruppe

Leutershausen, Frühjahr 1993

Wir leben in einem Ort mit 6000 Einwohnern im Süden von Deutschland, nahe bei Heidelberg. Etwa die Hälfte der Bevölkerung ist katholisch. Unsere Jugendgruppe besteht seit 2 Jahren, wir heißen Sascha, Uwe, Margarete und Eva-Maria.
Uwe (32) und Margarete (30) sind verheiratet und haben zwei Kinder: Florian (4) und Dorothée (8).
Sascha (20) beginnt im Herbst sein Physikstudium.
Eva-Maria (17) geht im vorletzten Jahr zur Schule.
Den Verkauf führen wir seit April 92 durch, die Pfarrgemeinde unterstützt uns, aber das Kaufinteresse ist noch nicht so wie wir es uns wünschen würden. Deshalb denken wir auch, wenn wir konkret über Menschen in der „3. Welt“ erzählen können, haben die Gemeindemitglieder einen besseren Zugang und verstehen besser, warum sie ihre Lebensmittel bei uns kaufen sollten.

Brief von Frau Gisela Döbler

Liebe Frau R.,

nun habe ich endlich ein Schreiben und ein Bild von dem Waisenhaus, das in den nächsten Wochen seiner Bestimmung übergeben wird. Wie mir Oscar in einem persönlichen Brief mitteilte beginnen sie erstmal mit 30 Kindern, um alles Schritt für Schritt aufzubauen. Er schreibt außerdem, dass noch Betten, Möbel, Geschirr, Wäsche und viele kleine Sachen fehlen. Ich denke, dass die Unterstützung dieses Projektes gut und sinnvoll ist, dazu kommt, dass dieses Waisenhaus mit seiner Grundhaltung religiös fundiert ist. Es wurde ein Videofilm von dem Projekt gedreht, der noch kopiert werden soll. Sobald ich ihn in Händen habe, werde ich Ihnen den Film zuschicken.

Ich hoffe, dass es Ihnen und Ihrer Familie gut geht.

Liebe Grüße an Sie und Ihre Familie,

Gisela D.

Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

 

1993_Brief_von_Frau_Gisela_D