20 Jahre Eine-Welt-Gruppe Leutershausen – ein Rückblick

Geschichte der Eine-Welt-Gruppe Leutershausen

Vor 20 Jahren ging die Eine-Welt-Gruppe aus einer Jugendgruppe hervor, die von Margarete Mack und ihrem Mann Uwe geleitet wurde. Die Jugendlichen Anna-Maria Schnurr und Sascha Junghans suchten mit den beiden Gruppenleitern eine neue Aufgabe und hatten den Wunsch, etwas für andere Menschen auf der Welt, insbesondere Kinder, zu tun und dabei eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Damals entstanden überall in Deutschland – und auch in unserer Gegend – Dritte-Welt-Läden und so begannen die vier kurz nach Ostern 1992 mit dem ersten Verkauf von Waren aus Fairem Handel in der Kath. Bücherei nach dem Sonntagsgottesdienst. Sie erhofften sich dadurch, die Produzenten der Waren und ihre Familien zu unterstützen durch faire Preise und fairen Lohn für ihre Arbeit und suchten ein Projekt, dem sie die „Überschüsse“ aus den Verkäufen zukommen lassen könnten.

Ein Jahr später wurde der Projektpartner gefunden: Das Kinderheim „Recanto São Francisco“ in Brasilien.

Margarete, als Gründerin, arbeitet noch heute in der Gruppe mit.

In all den Jahren aktivierte sie noch ihre Tochter, deren Freundinnen, eigene Freundinnen und andere Gemeindemitglieder zur Mitarbeit. Jeder konnte sich nach seinen Fähigkeiten, seinem Zeitkontingent und seinem Interesse in der Gruppe einbringen.

Unsere Gruppenarbeit in bezug auf den fairen Handel

Renate Rothe ist kurze Zeit nach der Gründung der Gruppe dazu gestoßen. Ihr besonderes Interesse lag und liegt vor allem darin, über Themen und Probleme aus den Entwicklungsländern und den Fairen Handel zu informieren. Ihr ist es wichtig, uns alle hier zum Nachdenken über unser eigenes Konsumverhalten und unsere Lebensgewohnheiten anzuregen und die vielfältigen Beziehungen und Abhängigkeiten unseres Handelns mit dem Leben der Menschen in anderen Teilen der Welt aufzuzeigen.

Wie versuchen wir in der Gruppe das zu erreichen?

Wir möchten schon Kinder und Jugendliche für das Thema sensibilisieren.

In der Anfangszeit behandelten wir das Thema „Kinderarbeit“ in Jugendgruppen und Schulklassen und veranstalteten z.B. Schuhputzaktionen vor der Kirche mit den Jungscharkindern.

Seit 1998, als unsere eigenen Kinder Konfirmanden wurden,  besuchen wir einmal im Jahr den Konfirmanden-Unterricht und arbeiten mit ihnen zu einem Thema aus dem Bereich des Fairen Handels, das ihr Leben auch betrifft: Handys, Sportartikel und Fußbälle, Kinderrechte usw. Gerade letzte Woche haben wir zum Thema „Kinderrechte“ einen Samstagvormittag mit den Konfis gestaltet und einige Ergebnisse dieses Vormittags gehen auch in diesen Gottesdienst ein.

Auch bei den Großsachsener Konfirmanden waren wir schon ein paarmal zum Konfi-Unterricht eingeladen und durften über unsere Arbeit und ein Thema mit ihnen arbeiten.

Auch bei Schulklassen, Firmanden und im Kindergarten erzählen wir vom Fairen Handel und unserem Anliegen. So führen wir z.B. seit einigen Jahren vor den Sommerferien in den Hirschberger Kindergärten die Aktion „Faire Schultüte“ durch. Dabei verkaufen wir vor den Kindergärten kleine Geschenke aus Fairem Handel oder umweltfreundliche Schulmaterialien für die Schultüte.

Immer wieder stoßen zeitweise Schüler zu uns, die ein Sozialpraktikum oder ein Praktikum in ihrer Konfi-oder Firmandenzeit ableisten sollen. Wir führen sie gerne ein in die Eine-Welt-Arbeit und wünschen uns, dass sie von der Idee der Gerechtigkeit auf der Welt durch Fairen Handel entzündet werden und sie weiter in ihre Umgebung tragen.

Die Erwachsenen informieren wir über Artikel im MB oder in der Presse zu entwicklungspolitischen Themen oder zu Produkten aus Fairem Handel.

Es bedeutet uns viel, dass wir nach der Zukunftskonferenz in Rio in das Lokale Hirschberger Agenda-Netz eingebunden wurden. Wir haben dafür geworben, dass im Rathaus und in den Kirchengemeinden Kaffee aus Fairem Handel verzehrt wird – und dies auch erreicht. Seit kurzem bemüht sich die Gemeindeverwaltung auch darum, bei ihrer Beschaffung Produkte aus Fairem Handel zu berücksichtigen. Darüber sind wir sehr froh und glauben, dass dies eine Vorbildwirkung auf andere Organisationen haben kann. Wir würden Hirschberg in der Zukunft gerne als „Fairtrade-Gemeinde“ in der „Fairtrade-Metropolregion Rhein-Neckar“ sehen.

Zur Information der Bevölkerung organisieren wir auch Ausstellungen, z.B. zu Frauen-Rechten während der Frauen-Fußball-WM und beim Kinder-Musical zu Kinderrechten.

Zusammen mit der Bürgerstiftung führen wir die Sammlung von Alt-Handys durch. Der Erlös dieser Sammlung ging schon drei mal an den Bibelgarten, es dürften ca. 400 Euro inzwischen sein.

Verkauf von fairen Produkten

Die meisten Menschen verbinden natürlich mit der Eine-Welt-Gruppe den Eine-Welt-Verkauf. Die weiteren Mitglieder der Gruppe sind meistens so zu uns gestoßen, dass sie uns beim Verkauf unterstützen wollten. Im Moment sind das – außer den bisher genannten –  Renate Schäfers, Bärbel Bohn, Gertrud Marlowe, Ingrid Fauser und Constanze Robisch, eine ehemalige Helferin der Konfi-Zeit.

Jede übernimmt eine Aufgabe nach ihren Möglichkeiten und Neigungen, sei es die Bestellungen zu machen, neue Produkte zu finden, die Waren bei unserem Lieferanten abzuholen, auszuzeichnen, zu kontrollieren, die Homepage zu warten und bei verschiedenen Gelegenheiten zu verkaufen.

Welches sind die Gelegenheiten und die Orte, an denen wir verkaufen?

Nach Gottesdiensten in der kath. und ev. Kirche, bei besonderen Anlässen der Kirchengemeinden, beim ökumen. Solidaritätsessen, beim Pfadfinderfest, beim Straßenfest, bei der Buchausstellung der KÖB, beim Weihnachtsmarkt, beim Frühstück für Frauen.

Wenn man dann in der Gruppe mitarbeitet, taucht man dann sehr bald ein in das Thema gerechter Handel und gerechte Lebensverhältnisse auf der Welt und es lässt einen nicht mehr los.

Wir möchten allen Menschen danken, die – sei es auch nur durch den kleinsten Einsatz – in der Gruppe mitgearbeitet oder uns unterstützt haben.

Unser Projekt – das Kinderheim „Recanto São Francisco” in Brasilien

Durch all diese Aktivitäten, den Eine-Welt-Verkauf und durch Spenden unterstützen wir seit nun fast 20 Jahren das Kinderheim „Recanto São Francisco“ in Brasilien.

Renate Rothe hatte 2005 die Gelegenheit, das Heim zu besuchen und sich davon zu überzeugen, welch gute und liebevolle Arbeit dort mit den Kindern gemacht wird, deren Rechte auf unterschiedlichste Weise mit Füßen getreten wurden: durch Ver-wahrlosung, Misshandlung, Missbrauch. Der Besuch hat ihr selbst einen großen Motivationsschub für ihre Mitarbeit in der Gruppe gegeben und ihre Tochter dazu angeregt, 6 Monate im Kinderheim als freiwillige Helferin zu arbeiten. Beide haben gerne von unseren Besuchen dort mit Bildern und Musik berichtet und den vielen Menschen hier, die Waren bei uns kaufen oder die spenden, gezeigt, was mit ihrem Geld geschieht.

Benefizkonzerte

2006 fand zum ersten Mal ein Benefizkonzert für das Kinderheim statt. Damals sang die ortsansässige Opernsängerin Carmen Duran. Danach trat einmal jährlich das Trio Goban aus Mannheim in der Ehemaligen Synagoge zugunsten der Kinderheime in Brasilien und Afrika auf.

Spenden

Durch all diese Unterstützung konnten wir in den 20 Jahren ca 28.000 Euro an das Kinderheim überweisen.

 

Wir wünschen uns, dass wir auch noch ein 25-jähriges Jubiläum feiern können, dass sich immer mehr Menschen von dem Thema Gerechtigkeit durch Fairen Handel berühren und bewegen lassen und dass wir selbst in unserem Einsatz für Gerechtigkeit und Menschenwürde für alle Menschen auf der Welt nicht nachlassen.