Extrema, Weihnachten 1994
Liebe Margarete, Uwe, Renate, Eva-Maria, Carola, Marion und die Kundschaft vom “Eine Welt Laden”,
glücklich stehen wir am Jahresende. Unser Heim funktioniert. 18 Kinder haben wir. Nächste Woche werden es 21 sein. Unsere Familie wächst. Wir haben jetzt ein zweites Ehepaar gefunden, das bereit ist bei uns einzuziehen. Ein Schweizer und eine Kanadierin, die beide freiwillig mithelfen, werden die Leitung für ein halbes Jahr auch noch verstärken. Die Arbeit kommt deswegen gut voran.
Die Jugendlichen sind im Alter von 6 bis 16 Jahren. Kleinkinder haben wir nur für kurze Zeit. Die werden auch hier in Brasilien schnell adoptiert. Es sind die Älteren, die zurückbleiben. Meistens weil sie schon so viel erlitten haben, das verlorene Vertrauen in die Welt und die Erwachsenen, eine ab und zu aggressive Haltung, und bestimmte Errungenschaften von der Straße, die direkt abschrecken.
Auch wenn die Außenwelt unsere Kinder als schwere Fälle bezeichnet, haben wir viel Vertrauen für die Zukunft. Unser Bauernhof bietet eine Umgebung, in der Energie gesteuert wird. Viel Grün, Wasser, Berge und Tiere motivieren die Kinder zu aufbauenden Aktivitäten. Allmählich wird Selbstvertrauen zurück gefunden. Und wir freuen uns über neugeborene Kinder, die nur spielen und die Welt erobern wollen.
Wir haben aber nicht immer Erfolg. Wir müssen einsehen, dass wir Grenzen haben. Vier Kinder haben wir weiter schicken müssen. Wir waren nicht im Stande, ohne unsere Prinzipien und unseren Familiengeist aufzugeben, ihnen zu helfen. Da ist das Wohlbefinden der ganzen Gruppe in Gefahr. Helfen können wir nur denjenigen, die Wert auf das legen, was wir zu bieten haben. Wir haben viel lernen dürfen. Dort, wo in der Vergangenheit die guten Absichten nicht ausgereicht haben, bringt jetzt die Erfahrung Lösungen. Streitereien gibt es immer, aber wir können uns heute eine harmonische und liebevolle Familie nennen.
Im allgemeinen sind die Kinder gesund. Das erste Bad und neue Kleidung machen das erste Wunder. Nach einer Weile sind die meisten auch wurmfrei. Auch wird kaum noch auf dem Kopf gekratzt. Brillenträger werden versorgt und Zähne umgebaut (Was keine leichte Aufgabe ist in einem Land, in dem mehr Zucker als Gemüse gegessen wird).
Vier Kinder haben die Begleitung eines Psychologen. Das muss noch verbessert werden. Vielleicht, dass wir in Zukunft einmal in der Woche jemanden ins Heim bekommen, es ist eine Notwendigkeit.
Ana Teresa, sie ist geistig behindert, kommt auf der Sonderschule gut voran. Die ersten Leseversuche werden schon gemacht. Viel Erfolg in der Schule haben wir leider nicht, nur vier Kinder haben das Jahr bestanden. Viele sind aber spät im Jahr in die Schule eingetreten. Das wird sich bestimmt bessern. Viele Ärzte und Rechtsanwälte werden wir aber nicht erzeugen. Muss ja auch nicht sein. Hauptsache, dass jedes Kind seine Fähigkeiten entfalten kann, die sind ja bei jedem Kind anders.
Es ist gut zu wissen, dass wir mit euch in einer Welt leben, dass es eine Verbindung gibt. Wir glauben, dass unser Heim für die kleine Gruppe wichtig ist. Sie haben jetzt eine neue Hoffnung, eine neue Zukunft, eine Familie. Dafür dass es uns gibt, müssen wir euch danken. Ohne eure Unterstützung wäre es schwierig unser Heim aufrecht zu erhalten. Im Namen der Kinder unseren herzlichen Dank, frohe Weihnachten und viel Licht, Liebe und Frieden für 1995.
Hoffentlich können wir im nächsten Jahr auch mit euch rechnen.
Oscar, Renata und Kinder
Viel Erfolg beim Verkauf.