Brief von Svani

Extrema, Juni 2013

Liebe Renate,

Jetzt muss ich mir ja doch mal die Zeit nehmen und Dir antworten. Wir richten im Juli eine Hochzeit aus in dem neuen Restaurant, und so sind wir alle voll im Stress. Die Email von Oscar stimmt eigentlich. Ich werde ihm aber gerne deine Mail weiterschicken. Er ist seit einiger Zeit nur selten im Orfanato. …… Zum Glück haben wir ja die Roselie, die ein Geschenk des Himmels für uns ist. Im Orfanato haben wir nach wie vor die gleichen Probleme mit Extrema. Die Stadt trägt ihren Namen zu Recht. Die Olivenernte war sehr gut. Wir hatten dieses Mal 16 Liter bestes Olivenöl und das Beste ist, es wurde in Italien auf seine Qualität geprüft und bekam die Note < Extra Virgen>. Gut was? Es schmeckt aber auch ganz besonders. Herzlichen Glückwunsch an Faisca. [Anmerkung des Empfängers: Faisca, ein ehemaliger Erzieher des Kinderheimes und Capoeira-Lehrer, hat bei der 1. Internationalen Capoeira-Weltmeisterschaft im Juni in Aserbaidschan den 5. Platz errungen] Das ist ja wirklich toll. Das ist ein toller Erfolg!!!! …………. Es sieht so aus, als ob wir nun wirklich im September nach Deutschland kommen, mal sehen. Euch allen einen dicken Abraço und ein parabéns [Anmerkung des Empfängers: Glückwunsch] an Faisca.

Svani

E-Mail von Oscar

Extrema, 17.9.2012

Liebe Renate,

Wir freuen uns zu wissen, dass ihr alle nach Brasilien kommt. Natürlich seid ihr alle willkommen im Recanto. Nur ist das Gästehaus belegt und das alte Voluntarios Haus … im Moment … sehr unbewohnbar. Ich werde Svani fragen, ob es möglich wäre, dass ihr auf dem Portão do Ceu (Name des Hauses für die älteren Jugendlichen in Extrema, bedeutet wörtlich übersetzt “Himmelspforte”) schlafen könnt. Ich glaube das wird schon gehen.

Über dass Heim folgendes:

Wir machen weiterhin eine schöne Arbeit. Immer mehr bin ich überzeugt, dass wir nicht umsonst das Heim “Recanto São Francisco” genannt haben. Damals waren es die Leprosen, die nicht mehr Anteil an der Gesellschaft nehmen durften, jetzt sind es die jungen Erwachsenen, die lange Zeit von allen vergessen worden sind und viel Unangenehmes haben verzehren müssen.

Diese junge Leute haben kaum Vertrauen, dass die Zukunft besser wird. Sie sind frustriert, verärgert, böse und ohne Aussicht.

Leider sind wir nicht viel weiter als damals im Mittelalter. Die Gesellschaft meint, dass es sich nicht lohnt, diesen verärgerten jungen Leuten zu helfen. Sie sind schon zu alt, haben zu viel mit erleben müssen und es wäre zu kostspielig da noch etwas zu unternehmen. Schlimmer noch … man wüsste nicht, ob es gute Resultate geben würde.

Deswegen vergisst man diese jungen Erwachsenen. Man versucht, die jungen Kinder zu retten. Die sollen schnellstens reintegriert werden in den Familien oder adoptiert werden.

Junge Erwachsene kann man nicht zurück in die Familie schicken, weil sie sich dort verlieren würden. Adoption ist auch schwierig, da, um so älter die Kinder sind, um so länger und schwieriger wird es sein die Kinder auf den richtigen Pfad zu bringen. Da braucht man viel Geduld, darf nicht aufgeben und braucht sehr viel Vertrauen, dass es irgendwie in Ordnung kommt, ohne zu viel zu erwarten.

Im sozialen Bereich möchte die Regierung (aber auch die Firmen) Resultate. Die brauchen gute Statistiken, damit gezeigt wird, dass viele Kinder re-integriert worden sind in die Familien … adoptiert worden sind und nicht, dass es so viele Kinder in Heimen gibt.

Was ist der soziale Mehrwert dieser Statistiken. Man sollte sich die Frage stellen, wo man einen Unterschied macht im Leben dieser Kinder. Kinder, die die Statistiken ausfüllen kommen gut aus ohne Sozialhilfe. Da wird das Leben von denen kaum geändert. Kinder, die nicht in den Statistiken vorgeführt werden können, brauchen soziale Hilfe … weil sie ohne Hilfe nur noch mehr abstürzen und … die Gesellschaft mit zunehmender Kriminalität mit nach unten schleppen würden.

Die jungen Erwachsenen, die ihre Grundrechte in den ersten Jahren nicht bekommen haben, kann man nicht in kurzer Zeit … neu erziehen. Da braucht man Zeit … viel Zeit.

Deswegen lohnt es sich nicht, weder für die Regierung … noch für Public Relations von den Unternehmen. Einfach zu viel Aufwand. Es sind die Leprosen unserer Gesellschaft in 2012.

Wir machen weiter. Kämpfen für sie, auch wenn sie selber und die Gesellschaft nicht daran glauben. Vielleicht hat das damit zu tun, Instrument Gottes Liebe zu sein … geben, ohne etwas zurück zu erwarten. Es geht ja nicht um das Resultat, aber ob man das Richtige tut.

Denke immer wieder, wir sind eine große Familie. Wir kommen von Gott und finden uns wieder in Gott. Sind alle auf dem gleichen Weg. Auf dieser Reise gibt es nur eine Aufgabe, wir müssen zusammen ankommen, alle müssen mit eingeschlossen sein. Bestimmt unsere Kinder! Vielleicht sollte man jede Gesellschaft neu betrachten im Vergleich, wenn man von Entwicklung und Errungenschaften redet: Wie behandeln die verschieden Gesellschaften ihre Kinder oder denjenigen, der unmündig ist … der sich nicht verteidigen kann.

Vielleicht muss man feststellen, dass sich gar nicht so viel geändert hat im Vergleich mit dem Mittelalter. Es gibt leider noch immer viele, die nicht mit eingeschlossen sind.

Hat der Recanto São Francisco nicht wahnsinnig viel zu tun mit eurer evangelischen Kirche. Wir möchten mit … einschliessen. Sind eine große Familie und so lange man tut, was man tun kann … ist man auf dem richtigen Weg. Auf einmal sieht man, dass man etwas, was man vorher für unmöglich gehalten hat, ermöglicht hat. Gott bietet uns Aufgaben und Erfolge, die man nicht immer versteht, aber … die unsere Nächstenliebe prüft. Geben … ohne etwas zurück zu erwarten. Wenn man am wenigsten erwartet … kommt es auf einmal. Gottes Wege sind nicht immer verständlich. Man braucht Vertrauen, dass es immer in Ordnung kommt.

Danke euch für eure Hilfe, Vertrauen und Bruderschaft. Alleine erzeugt man kleine Wunder. Zusammen ändert man die Zukunft der Menschheit.

Obwohl wir heute nur noch 25 Kinder betreuen und nicht immer die Unterstützung bekommen, die wir brauchen, können wir wenigstens sagen, dass jedes Kind, das wir aufnehmen durften, eine neue Möglichkeit bekommen hat … das Leben neu anzufangen.

Renate, ich hoffe, dass du diese Botschaft weitergeben kannst. Es sind keine einfachen Zeiten, aber mehr denn je zuvor gibt es heute junge Mitmenschen, die eine liebevolle Hand brauchen. Hoffe, dass wir noch lange zusammen diese Arbeit ausführen dürfen.

Um grande abraço para todos,

Oscar

(um grande abraço para todos = eine große Umarmung für alle)

E-Mail von Oscar mit Dank an das Trio Goban

Extrema, 5.3.2012

Liebe Renate, liebe Eine-Welt-Gruppe, liebe Frau Orianna Uhl, liebes Trio Goban und alle, die mit geholfen haben bei dem Benefizkonzert,

sind euch sehr dankbar für euren Einsatz, eure Begeisterung und Initiative. Wir werden von dem Geld versuchen, eine neue Waschmaschine zu kaufen. Wird zwar nicht ganz ausreichen, aber kommen in eine gute Richtung. Wir werden euch informieren, falls es uns gelungen ist, eine neue Maschine zu kaufen.

Unseren herzlichen Dank an Alle, die bei diesem schönen Resultat mitgearbeitet haben und … nicht in letzter Instanz … den Musikern.

Abraço,

Oscar

Brief von Frau Brigitte Wegenast

Tübingen, Februar 2012

Liebe Spender und Freunde,

fürs vergangene Spenderjahr 2011 möchte ich mich bei allen Mitwirkenden wieder einmal herzlich bedanken für das mir entgegengebrachte Vertrauen und die eingegangenen Spenden. Für das fast noch neue 2012 wünsche ich uns allen Gesundheit, Glück und ein offenes Ohr für die Nöte und Probleme unserer Mitmenschen. Dass dabei dann notgedrungen auch der Geldbeutel aufgehen muss, halte ich für das kleinere Übel. Gemeinsamkeit macht stark!

Über die Projekte der Brigitte-Wegenast-Stiftung, die im vergangenen Jahr noch die ursprünglichen geblieben sind, hat sich vor Ort in Brasilien im letzten Spendenjahr mein Mann informiert. Er war im November vergangenen Jahres in São Paulo und hat sich sowohl mit Oscar Brenninkmeijer vom Recanto São Francisco, als auch mit Darcy Carvalho, Vorsitzender der A.S.C.C.I. (Kinderkrebshilfe) getroffen und beraten.

Fangen wir einmal mit dem Recanto São Francisco in Extrema an. Das Heim musste nach brasilianischen Jugendgesetzen die Statuten ändern und nimmt zwischenzeitlich nur noch größere Kinder nach Einweisung durch das Jugendamt auf. Zur Zeit sind 30 Kinder untergebracht im Durchschnittsalter von 14 Jahren. Das Alter der neu aufgenommenen Kinder liegt zwischen 4 und 12 Jahren. Alle älteren, mit 18 Jahren entlassenen Jugendliche haben eine Stellung bei Firmen in der näheren Umgebung gefunden und werden durch berufsbildende Kurse an der Senai und Senac von uns weiter unterstützt.

Ein ausgesprochener Glücksfall ist der Neubau eines großen Hauses in Extrema, das ein holländischer Privatmann gebaut und als Wohnheim für die berufstätigen Jugendlichen zur Verfügung gestellt hat. Er kommt mindestens einmal im Jahr, hält mit den jungen Männern und Frauen den Bau in gutem Zustand und leitet die örtlichen Helfer und Verwalter an. Nur wer seinen Job behält, darf dort wohnen und muss dafür eine symbolische Miete bezahlen.

Ein sehr großes Problem sind für das Recanto São Francisco zwei 4 und 6jährige Kinder, die beide physisch und psychisch sehr krank sind. Durch gesteigerte Aggressivität brauchen sie Einzelbetreuung rund um die Uhr. Da es in Brasilien keine psychiatrischen Anstalten für Kinder gibt, gibt es auch keine Möglichkeiten, die beiden Kranken weiterzuvermitteln. Die Gehälter der Betreuungspersonen wiegen schwer im monatlichen Finanzplan. Eine Lösung haben wir bisher noch nicht dafür gefunden. Weitere fortlaufende Spenden sind im Fall Recanto São Francisco zur Lebensgrundlage der Kinder, ihrer Bildung und ihres Wohlergehends dringend erforderlich.

Auf jeden Fall ist es weiterhin wichtig, die Spenden, die zielgerichtet an Oscar Brenninkmeijer im Recanto São Francisco gehen sollen, so zu kennzeichnen. Sie kommen dann nach wie vor nur dort an.

Für heute alles Gute, vielen Dank und auf weitere gute Zusammenarbeit. Ihre und Eure

Brigitte Wegenast

E-Mail von Oscar

Extrema, 8.2.2012

Liebe Renate,

Paz e Bem. Spät tue ich dir schreiben, aber die Bilder sollten schon da sein. Emerson hat mir bestätigt, dass er 30 Fotos geschickt hat… Ich möchte noch was sagen über das Heim.

Erstens möchten wir euch gratulieren zu 20 Jahren Sozialarbeit. Wir wissen, dass man so etwas nur durchhält, indem man spirituell motiviert ist. So ändern man Schritt für Schritt die Welt und unsere große Familie. Danke, dass wir so viele Jahre bedacht worden sind.

Es tut sich vieles im Heim. Haben uns anpassen müssen. Wir sind runter von 85 auf 31 Kinder. Dürfen nicht mehr Kinder als 40 aufnehmen. Es geht ja nicht um die Anzahl. Es geht um Qualität, möchten aber eine Sozialarbeit leisten, die von Anderen nicht gegeben wird und wirklich Unterschied bietet für die Zielgruppe. Das heißt, dass wir keine Kleinkinder mehr annehmen. Es gibt zu viele Familien in Brasilien, die adoptieren möchten und scharf darauf sind, ein Kind für kurze Zeit versorgen zu dürfen und … vielleicht damit eine kleine Möglichkeit zur Adoption bekommen können. (Extrema hat 30.000 Einwohner und 150 Familien eingeschrieben für Adoption.)

Ebenfalls versuchen wir, die Kinder vor dem Alter von 12 aufnehmen zu können. In 20 Jahren haben wir erfahren dürfen, dass Kinder erst aus dem Risiko geholt werden, nachdem sie selber re-agieren. Das heißt: selber anfangen zu stehlen, Vandalismus betreiben, mit Drogen handeln, sich prostituieren und so weiter. Kinder sollten aufgenommen werden in einem Heim als Schutzmaßnahme und nicht damit die Gesellschaft geschont wird (da liegen die Prioritäten verkehrt). Leider sind wir noch lange nicht so weit. Jedes Kind, das von uns aufgenommen wird, ist im Durchschnitt 6 Jahre vom Kinderschutz begleitet worden, bevor es zu uns kam. Dies sollte man verbessern … deswegen unsere Haltung irgendwie stur zu sein, wo es die Annahme von jungen Erwachsenen betrifft. Trotzdem ist das Alter im Schnitt ungefähr 14 Jahre.

Wir haben heute einen Anwalt, der uns zur Seite steht. Hört sich komisch an, aber … kommen nicht ohne aus. In Brasilien muss man die Kinder innerhalb 2 Jahre zurück in die Familie geben oder zur Adoption freigeben. Da die Kinder erst spät zu uns kommen, dauert es auch länger, bevor man positive Resultate erreicht. Da braucht man einen Anwalt, um die Zeit zu bekommen, die das Kind braucht, sich selber wieder zu finden. Auch Adoption ist kein Impuls sondern ein Prozess. Es muss begleitet und eingeleitet werden, damit es das gewünschte Resultat bekommt. Kinder und Adoptiveltern sollten sich gegenseitig akzeptieren … das dauert. Auch hier braucht man den Anwalt, damit das Kind … nicht nochmals von Eltern verlassen wird.

Dieses Jahr werden wir neben der Republica, die es schon gibt, ein Haus eröffnen, wo junge Erwachsene, die arbeiten und gleichzeitig studieren, wohnen und betreut werden können. Dieses Haus werden wir im Dorf aufbauen und bekommt einen Erzieher, der verantwortlich sein wird. So brauchen diese Jugendlichen nicht mehr in der Nacht hochzufahren. Wir haben weiterhin Unterstützung von Esperança Educação(ein Verband für Bildungsförderung für die jungen Erwachsenen). Sie bieten bolsas de estudo (Stipendien) an, sowohl für Universität als auch für die Hochschule und Berufsausbildung. Sind froh, dass fast alle jungen Erwachsenen, die uns schon verlassen haben, Arbeitszeit bis zum 31sten März. Wegen den Wahlen Ende des Jahres dürfen die Gemeinden keine neuen Abkommen unterzeichnen.

Weiterhin geht der Plan mit der Olivenkultur weiter. Bis Ende nächsten Monats haben wir 5000 Bäume gepflanzt. Glaube eine große Leistung. Es wird zwar noch ein wenig dauern, aber….ein gutes Einkommen in der Zukunft ist damit gewährleistet.

Auf die Frage, wo das Geld investiert wird, folgendes: Normal gesprochen sollte man aus Abkommen mit den Gemeinden Gehälter und tägliche Ausgaben zahlen können. Wir haben das nie geschafft, haben aber die Aussicht, dass es uns bis Ende das Jahres gelingen wird (die Wahlen hindern uns). Geld ist also immer kurz. Was wir normalerweise machen, falls es eine nicht vorgesehene Spende gibt … ist, diese Überraschung weiterzugeben in irgendetwas Extras … nicht Vorgesehenes. Einen Ausflug, Uniforme für eine Mannschaft, Reparatur von gemeinnützlichen Spielen/Fernseher, Schulmaterial, das fehlt, ein Geburtstagsgeschenk etc. Spüren aber wie viele Andere in Brasilien wie schwierig es wird, Hilfe vom Ausland zu bekommen. Ein kleines Beispiel: SOS Kinderdorf hat im letztem Jahr 80% weniger eingenommen aus Deutschland als vorher. Unsere Kinder können nichts dafür, dass es in Europa Probleme gibt, Afrika auf dem Boden liegt und Präsident Dilma Geld leiht an europäische Banken. Wir kämpfen aber weiter und wissen, dass Gott immer wieder neue Türen öffnet.

Sind froh, dass immer mehr Jugendliche in der Industrie Arbeit finden können. Die Kurse der SENAI helfen sehr positiv. Es kommt kaum vor, dass einer der Jugendlichen ohne Arbeit ist. Die jungen Leute tun sich auch außerhalb des Waisenheims zusammen. In kleinen Gruppen mieten sie ein Haus, wodurch Geld gespart wird und die Jugendlichen auch nicht isoliert leben müssen. Die große Mehrheit behält Kontakt mit dem Heim … auch nachdem sie das Heim verlassen haben. Auch hier sehen wir, dass eine Beziehung des Vertrauens gestaltet worden ist.

Schwester Floridalma gibt Unterricht. Kinder, die nicht alphabetisiert worden sind, bekommen die Priorität. Leider ist das immer ein sehr großer Teil. Auch die spirituelle Formung ist ihre Verantwortung. Pater Edson liest fast jede 15 Tage eine heilige Messe und gibt Angestellten Orientierung über christliche Werte. Igor aus Holland bereitet wie jedes Jahr Anfang des Jahres einen Auftritt vor im Cinetheater. Eine Vorführung, wo Zirkuskünste vorgezeigt werden.

Liebe Renate … Zusammen mit den Fotos hast du etwas Neues.

Alles Gute … Abraço,

Oscar

(Paz e Bem = Frieden und alles Gute)

E-Mail von Frau Brigitte Wegenast

Tübingen, 22.1.2012

Liebe Frau Rothe,

… Das vergangene Jahr war mühsam und anstrengend. … Aus diesem Grund war ich auch nicht in Brasilien, mein Mann hat meine Aufgaben dort wahrgenommen, als er im November in São Paulo und Rio war.

Er selbst war nicht im Recanto, hat sich aber mit Oscar in São getroffen. Die Lage im Recanto ist wieder auf dem aufsteigenden Ast, nachdem Oscar wieder das Ruder in die Hand genommen hat. Finanzielle Schwierigkeiten treten vermehrt auf, nachdem die Spenden aus dem Ausland weniger fließen und der Wechselkurs zu Euro und Dollar sehr niedrig ist. …

Nach dem Bericht meines Mannes befinden sich z.Zt. 30 Kinder im Heim, im Durchschnittsalter von 14 Jahren. Zwei davon sind jünger, sehr schwer geschädigt und brauchen 24 Stunden Rundumbetreuung. Die älteren, entlassenen Jugendlichen haben laut Oscar eine Anstellung in Extrema und Umgebung gefunden.

Nachdem das Geld wirklich (eigentlich wie immer) knapp ist, haben sich Oscar und Ulff und Svani entschlossen, für eigene Einkünfte für das Heim zu sorgen. Sie haben 4500 Olivenbäume gekauft und gepflanzt, weitere sollen folgen. Eine eigene Ölmühle soll aufgebaut und selbst bewirtschaftet werden – das wäre doch zum Beispiel ein guter Aufhänger für Spender: Hilfe zur Selbsthilfe. Olivenbaumpflänzchen und finanziellen Beitrag zur Anschaffung einer Ölmühle, man könnte dann Oscar bitten, die Kinder beim Pflanzen zu fotografieren und auch von der ersten Ölproduktion, die aber sicher eine Weile in Anspruch nehmen wird.

Eine Freundin von mir aus São Paulo hat es als Rechtsanwältin geschafft, endlich die Utilidade Publica Federal, Utilidade Publica Estadual und Municipal durchzudrücken. Ein endloser Papierkrieg, den Oscar zwar immer angegangen ist, es aber es nie geschafft hat. Dadurch hat das Heim große Einsparungen an Steuern, Stromversorgung etc. Das soll jetzt ab Januar diesen Jahres greifen.

Ganz herzliche Grüße, …

Ihre Brigitte Wegenast

(Utilidade Pública Federal/Estadual/Municipal = Wohltätigkeitsorganisation von öffentlichem Interesse auf Ebene des Staates/des Bundeslandes/der Kommune)

Weihnachtskarte

Extrema, Weihnachten 2011

2011-12_Weihnachtskarte

Europa hat sich geändert, das verstehen wir. Sind aber sehr dankbar für die jahrelange Unterstützung, die wir von euch empfangen haben.

Beste Wünsche,

Svanhilt, Oscar

O Recanto São Francisco
Deseja…

paz
união
esperança
amor sucesso
realizaçao luz
respeito harmonia
saude solidariedade
felicidade humildade
sustentabilidade pureza
bem-estar amizade perdão
igualdade liberdade caridade
sinceridade estima fraternidade
equilibrio dignidade benevolência
fé paciencia brandura força bondade
tenacidade prosperidade econhecimento

Um Feliz Natal!

Das Recanto São Francisco
wünscht

Frieden
Vereinigung
Hoffnung
Liebe Erfolg
Erkenntnis Licht
Respekt Harmonie
Gesundheit Solidarität
Glück Demut
Nachhaltigkeit Reinheit
Wohl Freundschaft Vergebung
Freiheit Gleichheit Nächstenliebe
Aufrichtigkeit Achtung Brüderlichkeit
Gleichgewicht Würde Gnade
Glauben Geduld Sanftmut Kraft Güte
Ausdauer Wohlstand Anerkennung

Ein frohes Weinhachtsfelst

Weihnachtsbrief vom Kinderheim

2011-11_WeihnachtsbriefExtrema, November 2011

Liebe Freunde des Recanto São Francisco,

Da Weihnachten naht, sind alle daran beteiligt, es zu etwas ganz Besonderem zu machen. Die Proben für unser Weihnachtsspiel haben bereits begonnen. Die Kinder machen einen neuen Stall von Bethlehem für unsere Kirche, Sterne und Girlanden werden gedämpft, Weihnachtskarten erstellt und Weihnachtslieder vorbereitet.

Mit Hilfe unseres neuen Koordinators, unserer Psychologin Roseli und der geistigen Führung des Paters Edson und Irma Floridalma, haben wir gearbeitet, um unsere Einrichtung als einen Ort zu verbessern, wo junge Menschen, die Zuflucht, Schutz und Unterstützung benötigen, sich selbst vorbereiten können für ein aktives und erfülltes Leben.

Wir sind erfreut zu sehen, dass die meisten unserer Jugendlichen in der Lage sind, sobald sie uns verlassen, einen interessanten Job zu finden, und in der Lage sind, ihren sozialen Verpflichtungen nachzukommen. Stipendien für professionelle Kurse und eine wachsende lokale Wirtschaft helfen eine Menge.

Die Reduzierung unserer Organisation und die Anpassung auf mehr regionale Bedürfnisse war nicht einfach. Die wirtschaftlichen Rückschläge in Europa und eine wachsende brasilianischen Wirtschaft haben andere finanzielle Probleme für eine Organisation bereitet, die bereits unter Druck steht, die Kosten zu senken. Aber wir finden eventuell neue Lösungen in der nahen Zukunft.

Es wird viel getan, um unsere finanzielle Lage zu verbessern. Neue Verträge mit den Gemeinden wurden ausgehandelt, ein soziales Siegel, welches lokale ONG’s vereint, wird geschaffen, um Teil unseres Fundraising zusammen zu machen. Weitere 3000 Olivenbäume werden gepflanzt, um unser eigenes Olivenöl zu machen.

Wir haben tiefe Gefühle der Dankbarkeit für die Gnade Gottes, die er uns geschenkt hat. Wir sind dankbar für jede Hilfe, die wir unter diesen schwierigen Umständen erhalten haben, für das Engagement unserer Funktionäre, für alle Besucher, die einige Zeit mit uns zu verbrachten, für die vielen Spenden, einschließlich Kleidung, Spielzeug, Schulmaterial und Lebensmittel, für die vielen Voluntäre, für die Stipendien, die unseren Kindern und Mitarbeitern angeboten werden, für die freie Arzt- und Zahnpflege, Rechtshilfe und professionelle Unterstützung. Und nicht zuletzt für die vielen Freunde, Familienmitglieder, Institutionen und Unternehmen, die es ermöglichen, unsere Kosten zu zahlen.

Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und ein 2012 voller Aktionen inspiriert von der Liebe Gottes.

E-Mail von Caro, die das Kinderheim mehrfach besucht hat

3.11.2011

Liebe Renate,

also das Waisenhaus hat sich alles in allem doch sehr verändert. Gerade im Vergleich zu meinem ersten Besuch in 2007. Die Missionare sind nun zwar wieder weg und es kam mir so vor, als ob keiner mehr einen Gedanken an sie verschwendet – diese Phase scheint endgültig überwunden zu sein. Aber natürlich merkt man, dass das jetzige Team noch nicht lange dort zusammen arbeitet. Es ist leider kein Vergleich zu früher, – als das alte eingespielte Team noch dort war. Aber die Monitore machen einen guten Job, auch wenn die Aktivitäten der Kinder sehr gelitten haben. Nach der Schule arbeiten sie, machen Hausaufgaben und abends schauen sie fern oder spielen Computerspiele – Mädchen getrennt von den Jungs – und auch innerhalb der Gruppen gibt es nicht mehr das schöne, aktive Leben wie früher mit Spielen, Sport, etc. Ich selbst habe mich diesmal auch dazu entschieden, bei einer ehemaligen Monitora in der Stadt zu wohnen und nur tagsüber hoch ins Waisenhaus zu fahren.

Um ehrlich zu sein, habe ich von den neuen Gesetzen im Waisenhaus nicht viel gespürt. Ich habe von Problemfällen oder Abschieden, aufgrund der neuen Gesetze, nichts mitbekommen. Ich habe auch von keinem erfahren, der deshalb wirklich das Waisenhaus verlassen musste. Ich habe aber mit Oscar selbst nicht darüber gesprochen – ich kann nicht sagen, inwieweit er damit zu kämpfen hatte.

Außerdem hat Igor de Kort, der holländische Clown, der immer das Zirkusprojekt leitet, ein Haus in Extrema gekauft und lässt dort die 16 und 17-Jährigen wohnen. Es kann natürlich gut sein, dass er die Regelungen damit gut abfedern konnte. Die (bis jetzt nur) Jungs dürfen in dem Haus wohnen und zahlen monatlich 100 Reais Miete. Die Miete, sowie das Haus übrigens auch, wird von Bis und Antonio (den ältesten Monitoren vom Recanto) verwahrt und wird den Jungs bei ihrem Auszug – wenn alles in einem guten Zustand hinterlassen wird – zurückgezahlt. Ich muss sagen, dass ich diese Idee sehr gut finde und dass Igor den Jungs damit eine Riesenchance gibt. Die Jungs sind umheimlich ordentlich, passen gut auf die Sachen auf und haben ihr Leben wirklich gut im Griff – so habe ich es zumindest empfunden. Wenn Igor da ist, ist er ihnen auch eine unheimlich Stütze und bringt ihnen Kochen bei, etc. – Sachen die ihnen im Recanto leider immer noch nicht beigebracht werden.

Liebe Grüße,

Caro

E-Mail von Oscar

Extrema, 8.8.2011

Liebe Renate,

Gut von euch zu hören. … In Brasilien da tut sich einiges. Das Heim passt sich an an eine neue Umwelt. Die Regierung besteht darauf, dass jedes Heim bis zu 20 Kinder hat, Kinder nicht länger als 2 Jahre im Heim verbleiben, ein Heim sollte sich im Dorf befinden, und so weiter … und so weiter.

Es ist alles gut … so lange Kindern schon jung geholfen werden kann. Wenn man schnell eingreift … kann man auch schnell etwas Gutes aufbauen. Falls junge Leute Jahre lang missbraucht, misshandelt, vernachlässigt werden … dann wird es auch lange dauern, bevor sie wieder die Kraft, den Glauben und Eigenwert haben, ihre eigene Zukunft zu verbessern. Es kostet uns viel Energie, den Behörden klar zu machen, dass so eine Umänderung viel Zeit und Liebe braucht. Viele Heime, die mit jungen Erwachsenen arbeiten, machen zu … weil es nicht das Modell der Regierung ist und … man nicht länger unterstützt wird. Es ist schwierig … weiter zu gehen. Aber es muss sein. Haben die Aufgabe … in dieser Auseinandersetzung mit der Regierung … die Politik zu ändern … so eine Aufgabe ist nicht einfach … aber sehr notwendig.

Versuchen unsere finanzielle Situation zu verbessern, indem wir das Land in Anspruch nehmen. Viele Olivenbäume sind gepflanzt worden (1500) und 3000 werden wir bis Ende des Jahres dazu pflanzen. Hoffentlich wird es unser Leben in der Zukunft bessern. Ulff ist wieder voll in der Industrie und Svani widmet sich mehr denn je zuvor. Haben im Moment nur 30 Kinder … eine neue Realität … aber dafür immer ältere Kinder und mit vielen Verhaltensproblemen. Haben die Überzeugung, dass wir einen sozialen Mehrwert aufbauen, der für unsere Kinder lebenswichtig ist. Es aufrecht zu halten … ohne Unterstützung der Regierung, eher … eine Einmischung, die unsere Arbeit nur erschwert, müssen wir ertragen können. Gehört wahrscheinlich dazu.

Grüße euch aus dem kalten Brasilien,

Oscar

E-Mail von Oscar und Svani an Trio Goban

Extrema, 10.3.2011

Liebe Renate, liebe Eine Welt Gruppe, liebe Frau Orianna Uhl, liebes Trio Goban und allen, die mit geholfen haben bei dem Benefizkonzert,

wir sind überglücklich mit dem Erfolg des Benefizkonzertes. Die Kinder vom Heim aus Nigeria und Brasilien sind wieder mal bedacht worden mit dieser liebevollen Initiative. Gratuliere! Schön zu sehen, dass die Menschheit immer sensibel wird, wenn es um ihre Kinder geht. Über Kinder tun die Erwachsenen sich verstehen … kommen näher an einander … vergessen die Unterschiede. Da tut jeder verstehen, … dass es wirklich nur … eine Welt gibt und wir alle … eine große Familie sind. Habt Dank für euren Einsatz, Hilfe und positives Denken. Schritt für Schritt tut man die Welt ändern. …

Alles Gute, in Dankbarkeit,

Oscar und Svani